Mittwoch, 26. Mai 2010

Uniform?


In seinem Blog wird William Gibson gefragt:
"Hatten Sie jemals das Verlangen, eine Uniform zu tragen?"

Seine Antwort ist eine perfekte Antwort an all jene, die im Anzug und in Kleidungsregeln ihre eigene Individualität bedroht sehen.

When was I last out of one? The extent to which we are are all of us usually in uniform brings to mind Eno’s definition of culture: everything we do that we don’t really need to. Pajama bottoms beneath a raincoat? Out of uniform. Jeans with one leg cut off? Out of uniform. Contracultural apparel disturbs us. Countercultures are intensely cultural. Bohemias have dress codes as rigid as those of merchant banks. We all read uniforms, constantly, whether we’re aware of it or not.

Wann war ich je ohne eine? Die Ausprägung in welchem Maße wir uns alle ständig in einer Uniform bewegen bringt einem Eno's Definition von Kultur ins Gedächtnis: alles was wir machen, ohne es wirklich zu brauchen. Schlafanzugshosen unter einem Regenmantel? Außerhalb der Norm. Jeans mit einem abgeschnittenen Hosenbein? Außerhalb der Norm. Ein der eigenen Kultur entgegenlaufendes Äußeres verwirrt uns. Subkulturen sind daher bis ins Extrem kulturell. Bohemians haben einen Dresscode, der so starr ist wie der von Handelsbanken. Wir alle tragen Arten von Uniformen, ständig, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht.

Sonntag, 23. Mai 2010

Farbige Hosen


Heute, pünktlich zum Pfingstfest, gab es endlich die ersehnten sonnigen Stunden. Passend dazu eine rote Leinenhose, Jackett in Cashmere/Seide Mischung, eine gestrickte Baumwollkrawatte in Navy mit roten Punkten, weißes Hemd, navy/rot gestreifte Socken und Raulederbrogues mit Kreppsohle. Dazu wurde dieses Jahr der Panama das erste Mal getragen.

Beim Bummeln durch die Geschäfte am Freitag Mittag ist mir aufgefallen, wie viele bunte Hosen es dieses Jahr gibt. Neben der klassischen Roten, die in England als Hose für das Land gilt, vor allem in Cord, auch alle anderen Farben, gelb, helle Blautöne, grün bis hin zu mint, lavendel, flieder und anderes.

Gerade die Pastelltöne sind mindestens ebenso klassisch, gehören aber an die amerikanische Ostküste, von wo aus der Prep- oder Ivy-League-Style seinen Lauf nahm. Prep-Style ist eine Variante der reichen, weißen Jugend. Immer korrekt gekleidet, mit Krawatte und allem, aber in schreienden Farbkombinationen. Gut gemacht sehr erfrischend, übertrieben (hochgeklappter Polokragen, kurze Hosen in grün) eher peinlich. Bekanntester Belieferer des Stiles ist sicherlich Polo Ralph Lauren.

Da Deutschland bei farbigen oder gemusterten Hosen noch immer Entwicklungsland ist muss man hier ein wenig aufpassen, wie man kombiniert, kann aber dafür garantiert ein bisschen Farbe ins Leben bringen.
Nur Mut!

Freitag, 21. Mai 2010

Jahreszeitenwechsel




Irgendwann kommt der Punkt am Ende des Winters, an dem die Winteranzüge zu warm werden oder die dunklen Farben eher nicht mehr zum Wetter passen. Zugegeben, dieses Jahr warte ich noch auf diesen Punkt, aber die Aussichten für das Pfingstwochenende sind ja schon frühlingshafter.
Wenn Kleidung "eingemottet" wird, gibt es verschiedenen Punkte zu beachten.

- Kleidung sollte immer sauber weggepackt werden. Also den Anzügen eine Reinigung gönnen (eine Reinigung am Ende der Saison sollte bei normalem Gebrauch ausreichen), Hemden und Pullover waschen, Winteraccessoires auslüften, reinigen und evtl. pflegen.

- Alle Reperaturen wie lose Knöpfe, aufgegangene Nähte o.ä. vor dem wegpacken durchführen, sonst hat man im nächsten Jahr Ärger, wenn man die Kleidung braucht.

- Schuhe ordentlich putzen, eincremen, evtl. Sohlenöl auftragen, Schnürsenkel ersetzen und überprüfen, ob neue Absätze oder gar Sohlen von Nöten sind.

Danach alles staubdicht aber luftig einpacken. Dafür eignen sich Kleiderbeutel aus Baumwolle am ehesten. In solchen aus Kunstoff staut sich oft die Feuchtigkeit, so dass die Anzüge muffig riechen oder Ungeziefer sich wohler fühlt. Ich packe zu jedem Anzug einen Streifen Mottenpapier um mich vor den kleinen Mistviechern zu schützen.
Dann alles aus dem Weg räumen, am besten auf einen luftigen, trockenen Speicher oder in einen Schrank in einem Nebenraum.

Solcherart weggepackt kann bei Beginn der nächsten Wintersaison einfach alles ausgepackt und getragen werden, ohne Stress oder Verzögerung!

Samstag, 15. Mai 2010

Der Anfang einer Leidenschaft


Zum Benefizspiel der Uwe-Seeler-Elf hatten wir uns heute eigentlich auf einen netten Nachmittag mit Grillwurst und Fußball zum Spaßhaben eingestellt. Der kalte Mai hat uns leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Grillwurst und Fußball mit Spaß gab es zwar schon, aber irgendwie war es bei diesem Wetter nicht so lustig.
Deshalb wurde auch das Äußere auf das Wetter angepasst. Dunkelbrauner Cordanzug, Tattersall-Hemd mit Wollmischung, Wollpullunder, dicke Strümnpfe mit Cashmere und Rauleder-Brogues mit Kreppsohle (schon etwas mitgenommen nach dem Nachmittag auf dem Sportplatz).
Baumwollstrickkrawatte in dunkelblau mit roten Punkten, Seidentuch und Wollschal.
Ich hätte auch noch die Handschuhe und den Mantel mitnehmen können!
Aber der Cordanzug war mein erstenr Anzug überhaupt, 2004 von einer lieben Tante geschenkt bekommen leistet er mir immer noch gute DIenste zum rumgammeln und bei legeren Gelegenheiten. Mit diesem Anzug fing meine Leidenschaft an, zuerst noch mit Turnschuhen getragen (Puma Speedcats in braun/gelb) weckte er mein Interesse an weiteren edlen Teilen. Die ersten Hemden folgten und schnell mussten ein paar Dinckelacker als Basis darunter. Eine Vorliebe für Cord und Dinckelacker habe ich immer noch, beides eine bewährte Grundlage im täglichen Kampf gegen Denim und Bling.

Donnerstag, 13. Mai 2010

Preis wert?

Die Suche nach stilvoller Kleidung ist auch immer die Suche nach handwerklich hochwertig verarbeiteten Produkten, am besten solchen, bei denen man den Produktionsweg beobachten kann. So etwas lässt sich natürlich bei kleinen Manufakturen am besten erreichen.
Handwerklich hochwertige Ware hat natürlich einen Preis, da meist weder bei den Rohstoffen noch bei der Arbeitsleistung oder der Qualitätskontrolle gespart wird. Solche Produkte zu erstehen ist aber meist mit einer tiefen Befriedigung verbunden, auch wenn man dafür oft weit mehr als für ähnliche aus industrieller Fertigung zahlen muss.
Allerdings haben viele daraus den Umkehrschluss gezogen "Teuer = Gut". Manch ein Hersteller oder Verkäufer nutzt diese Überzeugung aus um ein Produkt völlig überteuert anzubieten. Diese Taktik findet sich allerdings in allen Sparten wieder, nicht nur bei Mode. Allerdings sind die Gewinnspannen hier extrem hoch.
ALs Beispil möchte ich ein Sommerjackett anführen welches ich kürzlich erstanden habe.
Dunkelbeigefarbene Cashmere-Seide Mischung, unstrukturiert und nur mit einer Skelettfütterung versehen ist es ein wirklich tolles Sommerjackett, an dem ich sicher einige Freude haben werde.
Gekauft auf Ebay USA ist es sozusagen ein Reimport, aus italienischem Tuch und in Italien gefertigt wird es in den USA von Paul Stewart vertrieben. Der ausgezeichnete Preis liegt mit 1884 Dollar absolut jenseits von dem, was ich für ein Jackett auszugeben bereit bin, vor allem, da für diesen Preis bereits Bespoke möglich wäre.
Die Stoffqualität ist wirklich toll und auch die Verarbeitung ist alles in allem ordentlich, aber wie die Photos zeigen, wurde hier nicht sauber gearbeitet.Das Jackett hat keine Einlagen, nur eine geklebte Verstärkung an der Brust und ganz leichte Schulterpolster. Handarbeit ist keine erkennbar, alle Nähte wurden mit der Maschine genäht, was ich allerdings nicht per se als minderwertig bezeichnen will.Allerdings wurden viele Nähte nicht mit der nötigen Sorgfalt ausgeführt, so ist z.B. an den Taschen die untenliegende Naht neben der Tasche zu sehen. Auch sind die Taschen mit dem Innenfutter vernäht. Am Kragen sind die Nähte ebenfalls nicht symmetrisch. Es gibt mehrere lose Fäden, die bei der Endkontrolle nicht entfernt wurden.
Die Knöpfe sind aus Kunstoff und nicht aus Naturmaterialien. Das Knopfloch am Revers ist auch in Schlüssellochform.
Alles zusammen sind das keine wirklichen Mängel (ausser die sichtbaren Nähte bei den Taschen) und schnell behoben. Nur - bei einem Kleidungsstück dieser Preislage erwarte ich entsprechende Verarbeitung und Qualitätskontrolle. Da ich inkl. Versand keine 150.- Euro gezahlt habe, erachte ich es als wirklich preiswert, allein wegen des Materials.

Man muss immer darauf achten, ob die Ware auch ihren Preis wert ist und sich nicht von Verkäufern oder wohlklingenden Markennamen blenden lassen.

Dienstag, 4. Mai 2010

Hemden Humbert in Lustadt

Bei einer meiner Besuche zu Rieder in Herxheim bin ich von Westen gekommen und habe durch Zufall auf einem Acker die Werbung für Hemden Humbert gesehen. Nicht faul habe ich natürlich die Chance ergriffen und mir den Laden sofort angeschaut.

Hemden Humbert ist ein Familienunternehmen, welches in einem Wohngebiet im recht kleinen und idyllisch gelegenen Lustadt in der Pfalz liegt. Der erste Eindruck beim Betreten des unscheinbaren Fabrikgebäudes ist der typische Geruch von Stoff, gemischt mit dem Geruch der Nähmnaschinen, diese Mischung aus Elektromotor, Öl und Stoffstaub.

Direkt nach dem Eingangsflur steht man dann auch schon im eigentlichen Produktionsraum. Und man sieht nichts ausser: Stoffe.

Überall lagern Hemdstoffe, in allen Varianten und Farben, neben, über und hintereinander. Ein Eldorado für den Schatzsucher, man entdeckt immer noch einen Stoff den man haben muss. Ohne die Hilfe der Chefin wäre man hier völlig verloren, müsste irgendwann von Suchmanschaften gerettet werden. Aber Frau Humbert lotst einen sicher durch Ihre imposante Sammlung aus mehreren Jahrzenten, weiß genau was wo lagert.

Die Nähmaschinen stehen auch in diesem nicht allzu großen Raum, in dem, abgetrennt durch eine Wand aus den gängigsten Stoffen, sich auch der Zuschneidetisch am Ende der Halle befindet. Und hinter diesem hängen die Schnittmuster der Maßkunden, wie man es aus den Berichten der Savile Row kennt. Sauber gefaltet, mit Namen versehen und durch ein Loch mit einem Reststück Hemdenstoff an Haken aufgereiht.Das erste Gespräch war sofort vielversprechend, man spürt, dass man es mit Menschen zu tun hat, welche genau wissen was sie tun. Also wurde nach dem ersten Gespräch, dem Sichten der Stoffe und dem Besprechen der ersten Hemdendetails das Maßnehmen vorgenommen.

Dieses fand im Keller statt. Zuerst wurden unterschiedliche Schnittvarianten getestet und im Gespräch mit der Chefin und ihrer Schwiegertochter (?) diskutiert. Schließlich wurde sich auf das passendste Modell geeinigt und dann an diesem Schnitt meine Maße entsprechend verändert, Kragen, Schulterbreite, Länge und vieles mehr gemessen und besprochen. Während dieser Prozedur wurden immer wieder Austattungsdetails besprochen und oft auch mit Hilfe von Modellen visualisiert, auch haben wir doch die ein oder andere Anekdote ausgetauscht. Durch aufmerksames Beobachten sind mir verschiedene Details an Hemden aufgefallen, welche nahelegen, das Humbert auch für diverse große Namen fertigt, aber natürlich waren die Damen viel zu professionell um hier irgendetwas zu bestätigen.

Mein Hemd aus einem hellblauen Oxford in Baumwolle (natürlich nicht bügelfrei) war dann gute vier Wochen später fertig und saß auf Anhieb sehr gut. Einige kleine Details wurden nochmals verändert und schließlich konnte ich mein erstes Hemd abholen.

Seither habe ich immer wieder bei Humbert gekauft, ich verliere mich gerne in der Stofffülle. Und nach vielen Wäschen ist auch mein erstes Hemd noch immer tadellos. Die Preise bewegen sich im üblichen Rahmen, je nach Stoff ab 79.-€.

Leider, oder zum Glück, ist Humbert so herrlich altmodisch, das die Firma immer noch keine Internetpräsenz hat, daher der Link zu einem Zeitungsartikel über Humbert und die vollständige Firmenadresse jetzt hier.

Hemden Humbert

Schillerstr. 14
67363 Lustadt

Telefonnummer: (06347) 1534

Und wieder mal Qualität aus deutschen Landen!

Montag, 3. Mai 2010

Umzug - Verlust und Gewinn

„Drei Mal umgezogen ist wie einmal abgebrannt.“

Nachdem der Umzug länger als gedacht gedauert hat (wie eigentlich zu erwarten) bin ich endlich wieder in einem halbwegs normalen Alltag angekommen. Noch immer gibt es natürlich Räume anzupassen, Bilder, Regale, Vorhänge aufzuhängen, aber alles wichtige ist installiert.

Durch einen Umzug ergibt sich immer die Möglichkeit, altes auszusortieren und neues auszutesten. Zu den Verlusten gibt es bei mir diesmal eine schöne Hiltl Cordhose zu beklagen, die trotz aller Vorsicht schließlich doch einen kleinen Riss beim Möbelschleppen bekommen hat und danach dann zur Arbeitshose deklassiert wurde.

Auf der Gewinnseite ist dafür ein lange gehegter Traum in Erfüllung gegangen: mein eigenes Ankleidezimmer. Noch immer nicht komplett fertig lässt aber der erste Blick schon das Herz eines jeden Kleidungsaffictionado höher schlagen.

Auf dem Speicher meines neuen Domizils habe ich dann auch noch eine Arbeitshose aus den 50ern gefunden, Größe 98 laut Etikett, aber mir deutlich zu eng, wenn auch die Länge und Oberschenkelweite perfekt wäre. Schade.

Allerdings ist nach der langen Lagerung der Stoff schon sehr brüchig. Aber was für ein Stoff! Ein solch dickes, stabiles Twillgewebe mit aufgerauter Innenseite habe ich noch nie in Händen gehalten. Ebenso sind die Verarbeitungsdetails beachtenswert, insbesondere die in sich geschlossenen Seitenriegel, die heutzutage immer als heraushängende Zungen gearbeitet werden sind.

Als Lehrstück auf jeden Fall interessant. Ich werde demnächst einen längeren Artikel dazu schreiben, genauso wie zu den Stoffresten, welche ebenfalls dabei lagen.

Des Weiteren habe ich nun auch ein schönes grüne Scheunentor mit Süd-Ost Ausrichtung, welches sicher optimal als Hintergrund für Kleidungsphotos wirkt. Also aufgepasst, hier werden bald einige neue Anzüge zu sehen sein, Berichte über Hemden von Humbert und Cove&CO sowie diverse Erfahrungsberichte zu Schuhen und Strümpfen.

Ich bin wieder voll für Sie da!